Koffer vertauscht: SommerKunstCamp setzt auf Klangforscher, Tüftler und Musikliebhaber

Eine erdachte Verwechslung des Gepäcks am Flughafen bildet die Grundlage für das diesjährige SommerKunstCamp: Um das große Abschlusskonzert zu retten, sind ab Dienstag, 31. Juli, kreative Klangforscher, Tüftler und Musikliebhaber im Alter von acht bis elf Jahren gefragt.

Eine Musikkapelle aus Übersee ist eingeladen, im Pfarrgarten der St. Martins-Kirchengemeinde in Seelze ein Konzert zu geben. Doch als die jungen Musiker sich treffen, um eine Woche vor dem Termin gemeinsam zu üben, stellen sie + entsetzt fest, dass am Flughafen ihr Gepäck vertauscht worden ist. Alle Instrumente sind weg. In den Koffern befinden sich stattdessen Werkzeug und Baumaterial wie Rohre, Schläuche, Stangen und Keramikfliesen. Nun ist guter Rat teuer.

„Nach genauerer Untersuchung der Kofferinhalte stellen wir fest, dass man zum Beispiel auch ein Alurohr zum Klingen bringen kann und beschließen, das Konzert zu retten“, erläutert Kulturpädagogin Irene Cholewinski das Konzept. Gemeinsam mit ihr sowie den Künstlern Janette Zieger und Uwe Albert aus Magdeburg können die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Woche lang die Welt der Klänge erforschen. Ein buntes Zirkuszelt im Pfarrgarten der St. Martinskirche dient ihnen als Klang-Kunst-Werkstatt. Dort bauen sie mit den unterschiedlichsten Materialien fantasievolle Musikinstrumente und Klangapparate. „Es entstehen kleine Kunstwerke, mit denen wir richtig Musik machen können“, verspricht Cholewinski. Davon kann sich zum Abschluss des SommerKunstCamps jeder überzeugen: Als Vorgruppe des Open Air im Pfarrgarten mit den „Men in Blech“ wollen die Mädchen und Jungen dies am Sonnabend, 4. August, vor einem großen Publikum beweisen.

Das SommerKunstCamp ist von Dienstag, 31. Juli, bis Sonnabend, 04. August, täglich von 10 bis 16 Uhr sowie am Sonnabend, 4. August, ab 18 Uhr im Pfarrgarten der St. Martins-Stadtverwaltung Pressestelle Kirchengemeinde geplant. Die Teilnahmegebühr beträgt 50 Euro. Anmeldungen nimmt Irene Cholewinski unter Telefon (05137) 828155 oder per E-Mail an [email protected] entgegen.

Das Seelzer SommerKunstCamp findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt. Es wird vom Kulturbüro der Stadt Seelze organisiert und von der Kulturförderung der Region Hannover finanziell unterstützt. Bei dem Projekt sind Kinder eingeladen, sich eine Woche in den Sommerferien kreativ und künstlerisch zu betätigen. Ihnen wird ein Erlebnisraum geboten, in dem sie mit möglichst wenigen Beschränkungen agieren, ihre kreativen und schöpferischen Potentiale entfalten und in Zusammenarbeit mit andern ihre sozialen Kompetenzen stärken können. Eingebettet in eine jährlich neu konzipierte Rahmenhandlung schaffen die drei WorkshopleiterInnen eine besondere Atmosphäre, in der die Kinder angeregt werden, ihre Fantasie und Neugierde zu entfalten und Dinge zu tun, die in ihrem Alltag oft nicht möglich oder erwünscht sind.

Beim Bau der Instrumente werden sowohl handwerkliche als auch ästhetische Fertigkeiten vermittelt. Durch den Umgang mit Recyclingmaterialien und natürlichen Materialien und Baumstämmen wird den Kindern der Wert und die Verwertbarkeit von scheinbar Wertlosem nahegebracht. Zusammenhänge zwischen äußerem Maß und innerer Struktur werden als bestimmende Größe für ästhetische Eigenschaften erkundet. Akustische und haptische Wahrnehmung als Voraussetzung für ganzheitliche Sinneswahrnehmung sollen dabei gefördert werden.

Neben den einzelnen Instrumenten, die jedes Kind für das Orchester und zugleich für sich selbst herstellt, ist geplant, aus einem alten Klavier, mit dem ALLES gemacht werden darf, in Gemeinschaftsarbeit eine große Musikskulptur zu schaffen, die sowohl künstlerisch-ästhetische als auch musikalische Aspekte beinhaltet. Diese Gemeinschaftsskulptur dient als Ideenmagnet. An ihr kann die ganze Woche über gearbeitet werden, so dass sie sich durch die Umsetzung spontaner Einfälle kontinuierlich verändert und weiterentwickelt und am Schluss als klingendes Kunstwerk bewundert werden kann.

Mit den fertigen Musikinstrumenten und Klangapparaten wird ein kleines Programm erarbeitet, das beim Abschlusskonzert vorgeführt wird. Die Bühne dafür bietet das seit vielen Jahren im Rahmen des Kultursommers stattfindende „Open Air im Pfarrgarten“. Die Kinder werden als Vorgruppe der Band „Men in Blech“ auftreten. Diese Präsentation der Ergebnisse vor Publikum am letzten Tag ist von großer Bedeutung und elementarer Bestandteil des Konzeptes. Ziel ist, damit das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und durch das Erfolgserlebnis eines gemeinsam geschaffenen Ergebnisses das Zutrauen in sich selbst, in die Gruppenzugehörigkeit und in die eigenen Fähigkeiten zu festigen.

SCN/ap