Lesung erinnert an Ilse Grünewald – „Ich kann vergeben, aber ich kann nicht vergessen!“

Lesung erinnert an Ilse Grünewald: Vergeben, aber nicht vergessen! Ein bewegendes Projekt über Antisemitismus und Flucht
rinnerungen einer Zeitzeugin: Journalistin Corinna Below stellt in ihrer Lesung im Veranstaltungszentrum Alter Krug ihr Projekt über die Ilse Grünewald vor. Der in Seelze geborenen Ilse Grünewald, geborene Willner, gelang nach der Pogromnacht 1938 die F. Foto: Stadt Seelze

Seelze – Lesung erinnert an Ilse Grünewald: „Ich kann vergeben, aber ich kann nicht vergessen!“ Ein bewegendes Projekt über Antisemitismus und Flucht.

Erinnerung an die Novemberpogrome

Anlässlich des Gedenktages an die Novemberpogrome des Jahres 1938 wird in Seelze an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert. Die Stadt Seelze und die Kulturinitiative Seelze laden am Sonntag, 9. November, um 17 Uhr zu einer besonderen Lesung und einem Vortrag in das Veranstaltungszentrum Alter Krug, Hannoversche Straße 15a, ein.

Ilse Grünewalds bewegende Geschichte

Unter dem Titel „Ich kann vergeben, aber ich kann nicht vergessen!“ präsentiert die NDR-Journalistin Corinna Below ihr Projekt über Ilse Grünewald. Die 1914 in Seelze geborene Ilse Willner, später Grünewald, war die Tochter der einzigen jüdischen Familie in Seelze. Nach der Pogromnacht 1938 gelang ihr die Flucht nach Argentinien, während ihre Brüder Erwin und Berthold Willner während des Holocausts ermordet wurden.

Wichtigkeit des Erinnerns

„Die Geschichte von Ilse Grünewald steht stellvertretend für das Schicksal von Bürgern unserer Stadt, das nicht vergessen werden darf“, betont Bürgermeister Alexander Masthoff. „Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus und Ausgrenzung wieder zunehmen, ist das Erinnern wichtiger denn je. Diese Lesung gibt Gelegenheit, das Geschehene nicht nur historisch, sondern auch menschlich zu begreifen“, ergänzt er.

Einblicke in das Projekt

Im Rahmen ihres Projektes „Ein Stück Deutschland“ begegnete Corinna Below der in Seelze aufgewachsenen Ilse Grünewald im Jahr 2004 in Argentinien. Sie führte ein ausführliches Interview mit der Zeitzeugin, das nun das Herzstück ihrer Lesung bildet. Mithilfe von Tonaufnahmen der Originalstimme Ilse Grünewalds wird die bewegende Lebensgeschichte lebendig – eine Geschichte über Antisemitismus, Flucht, Verlust und die Frage nach Heimat. Zum Abschluss wird zudem ein Kurzfilm aus dem Jahr 2019 gezeigt, der das Interviewprojekt dokumentiert.

Corinna Below
Ilse Grünewald

Geschichte erfahrbar machen

„Die Novemberpogrome von 1938 markierten den Beginn der offenen Gewalt gegen jüdische Mitbürger. Mit dieser Lesung erinnern wir an Ilse Grünewald und ihre Familie, aber auch an das, was auch in unserer Stadt geschah“, hebt Stadtarchivarin Martina Krickel die besondere Bedeutung des Abends hervor. „Geschichte wird hier erfahrbar – nicht abstrakt, sondern durch eine persönliche Stimme.“

Kultur und Erinnerung verbinden

„Es ist ein großes Anliegen, mit dieser Veranstaltung Kultur und Erinnerung zu verbinden. Die Lesung bietet nicht nur historische Aufklärung, sondern berührt und öffnet einen Raum für das Nachdenken und den Dialog“, sagt Irene Cholewinski vom städtischen Kulturbüro. Die Lesung ist ein Kooperationsprojekt des städtischen Kulturbüros, der Kulturinitiative Seelze (KiS) und des Stadtarchivs Seelze. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

SCN/aw – Lesung erinnert an Ilse Grünewald