Verkehrsmodell zeigt Szenarien für Seelzes Mobilitätsentwicklung bis 2035 auf

Verkehrsmodell zeigt Szenarien für Seelzes Mobilitätsentwicklung bis 2035 auf
Die Garbsener Landstraße ( L 390) nördlich von Seelze zählt mit mehr als 16.000 Kraftfahrzeugen täglich schon heute zu den am meisten befahrenen Straßen im Stadtgebiet. Foto Stadt Seelze

Seelze – Verkehrsmodell zeigt Szenarien für Seelzes Mobilitätsentwicklung bis 2035 auf

Ein von der Stadt Seelze beauftragtes neues Verkehrsmodell zeigt in sechs Szenarien Entwicklungen des Mobilitätsverhaltens für das Jahr 2035 auf. Demnach müssen unter anderem die Bundesstraße B 441, die Landesstraßen L 390 und L 395 sowie die Kreisstraße K 251 zusätzlichen Verkehr aufnehmen – sofern keine deutliche Verlagerung auf das Rad und auf öffentliche Verkehrsmittel erfolgt.

,,In der Verkehrsplanung und der Entwicklung eines fortschrittlichen Mobilitätssystems spielt die Prognose des Reiseverhaltens und damit der Nachfrage nach Mobilität eine entscheidende Rolle”, erläutert Stadtbaurat Dirk Perschel. ,,Nur wer einschätzen kann, wie und wo sich wie viele Menschen in Zukunft bewegen werden, kann die richtigen Entscheidungen für ein zukünftiges Mobilitätssystem treffen”, betont er. Das Verkehrsmodell für den motorisierten Individualverkehr ermögliche es, aktuelle Probleme im Verkehrssystem zu erkennen, Möglichkeiten zu nutzen und potenzielle Auswirkungen geplanter Entwicklungen zu messen.

Für Bürgermeister Alexander Masthoff bildet das nun vorliegende Modell für den Rat und die Verwaltung die Grundlage für eine nachhaltige Diskussion zur Zukunft des Verkehrs in Seelze und dient der Vorbereitung fundierter Entscheidungen. ,,Das Verkehrsmodell ist damit ein entscheidendes Instrument für eine zuverlässige Stadt- und Verkehrsentwicklungsplanung”, ergänzt Alexander Masthoff. Auch hinsichtlich der zukünftigen Wohn- und Gewerbeflächenentwicklungen, die als Teil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) untersucht wurden, könne es konkrete Aussagen zu den verkehrlichen Auswirkungen unterschiedlicher Szenarien liefern.

Eine Grundlage der Verkehrsanalyse bildeten Modelldaten der Region Hannover. Zusätzlich erfolgten Verkehrserhebungen, für die im Herbst 2021 an 20 Knotenpunkten im Stadtgebiet mit Videokameras insbesondere während des Berufsverkehrs die Verkehrsströme erfasst und ausgewertet worden sind. Außerdem flossen über einen Zeitraum von 24 Stunden mit Hilfe von Radargeräten erhobene Daten zu den Verkehrsbelastungen an zehn weiteren Straßen in die Berechnungen mit ein.

Hauptverkehrsstraßen sind bereits stark belastet

Die Ergebnisse aus dem Herbst 2021 zeigen: Die Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet sind bereits jetzt starken Belastungen ausgesetzt. Die höchsten Werte mit jeweils über 16.000 Kraftfahrzeugen pro Tag ergaben sich auf der Stöckener Straße (L 395) nördlich von Letter und auf der Garbsener Landstraße ( L 390) nördlich von Seelze. Die B 441 nimmt in und aus Richtung Hannover-Ahlem über 13.000 Kraftfahrzeuge pro Tag auf. Zwischen der AutobahnAnschlussstelle Wunstorf-Luthe und der L 390 liegen die täglichen Verkehrsbelastungen auf der B 441 zwischen 6.500 und 10.500 Kraftfahrzeugen.

Verkehrsbelastungen von rund 10.000 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden sind auf der Hannoverschen Straße und der Lange-Feld-Straße (K 356) in Seelze und Letter ermittelt worden. Westlich der L 390 sinken die Verkehrsmengen von rund 7.700 Kraftfahrzeugen täglich in Seelze bis auf rund 4.400 in Gümmer ab. Auch die K 251, zu der die Dorfstraße und die Harenberger Meile zählen, weist abschnittsweise hohe Verkehrsbelastungen auf, die von rund 4.100 Kraftfahrzeugen pro Tag westlich von Lathwehren bis auf rund 9.600 Fahrzeuge in Harenberg zwischen den Einmündungen zur K 230 ansteigen. Der Nord-Süd-Verkehr ist dabei insgesamt geringer als der Ost-West-Verkehr.

Die Zählergebnisse für den Schwerverkehr – also Lastkraftwagen mit einem Gewicht über 3,5 Tonnen sowie Busse und landwirtschaftliche Kraftfahrzeuge – sind gesondert ermittelt worden. Die höchsten Belastungen gab es erwartungsgemäß auf der B 441, über die täglich zwischen 410 und 660 Fahrzeuge aus dem Bereich des Schwerverkehrs fahren. Doch auch die L 390 und die L 395 nehmen jeden Tag zwischen 400 und 600 Schwerverkehrsfahrzeuge auf.

Die meisten Prognosen lassen zusätzlichen Verkehr erwarten

Für das neue Verkehrsmodell sind auf diesen Zahlen basierend in einer sogenannten Trendprognose fünf Szenarien für das Jahr 2035 erstellt worden. Diese berücksichtigen unter anderem sich abzeichnende Veränderungen in der Motorisierung und der Fahrleistungen sowie des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und des Fuß- und Radverkehrs, aber auch Trends zum Home-Office und zum Online-Shopping. Weitere Kriterien sind die Einwohner- und Arbeitsplatzentwicklung in Seelze und die Strukturentwicklung in der Region Hannover, für die insgesamt ein Einwohnerzuwachs um 1,8 Prozent erwartet wird.

Die Ergebnisse des ersten dieser fünf Szenarien zeigen, dass sich die Anzahl der Personenkraftfahrzeug-Fahrten im Stadtgebiet ohne weitere Wohnbauentwicklung um rund 5 Prozent reduzieren würde. Die vier weiteren Szenarien, die mögliche und teils absehbare 1200 bis 3000 zusätzliche Wohneinheiten im Stadtgebiet berücksichtigen, lassen einen deutlichen Anstieg des Verkehrsaufkommens erwarten. Insbesondere die B 441, die Landesstraßen L 390 und L 395 sowie die Kreisstraße K 251 werden demnach im Jahr 2035 voraussichtlich zusätzlichen Verkehr aufnehmen müssen. So prognostiziert das weitestgehende Szenario mit 3000 zusätzlichen Wohneinheiten im Stadtgebiet auf der B 441, auf der Garbsener Landstraße (L 390) und auf der Stöckener Straße (L 395) jeweils bis zu 1.200 zusätzliche Kraftfahrzeuge am Tag. Die Kreisstraße K 251 müsste demnach östlich von Döteberg täglich rund 900 Kraftfahrzeuge, zwischen Harenberg und Velber etwa 1.700 Kraftfahrzeuge und östlich von Velber sogar rund 2.500 Kraftfahrzeuge pro Tag zusätzlich aufnehmen.

Eine Umweltprognose als gesondertes Szenario sieht dagegen deutliche Veränderungen insbesondere zugunsten des Fuß- und Radverkehrs und des ÖPNV vor. Diese Prognose zeigt, dass die angesetzten Verlagerungen zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu einer deutlichen Entlastung des Straßennetzes führen können. Die Anzahl der Fahrten mit Personenkraftwagen könnte sich im Vergleich des Umweltszenarios mit der Trendprognose um bis zu 30 Prozent verringern.

Mobilitätsentwicklung bis 2035 – Der Endbericht zur ,,Erstellung eines Verkehrsmodells für den motorisierten Individualverkehr” ist im Internet auf der Seite www.seelze.de/verkehrsmodell verfügbar.

SCN/rw