Gedenkstätte Ahlem: Tagung zum 125. Jubiläum der Gartenbauschule

Gedenkstätte Ahlem (Foto: F. Bittner/Region Hannover)

Symposium beleuchtet die Berufsumschichtung der Juden in Ahlem

Seelze – „Die israelitische Erziehungsanstalt in Ahlem unweit Hannover, wird am 30. Mai definitiv eröffnet“, ließ Schulgründer Moritz Simon am 26. Mai 1893 in der Allgemeinen Zeitung des Judentums verkünden. Tatsächlich dauerte es noch bis zum 2. Juni, bis die Gartenbauschule ihre Pforten für 60 jüdische Schüler und Lehrer öffnete. In erster Linie wurden die Lehrlinge zu Gärtnern, einige auch in handwerklichen Berufen ausgebildet.

Anlässlich des 125. Jubiläums der Israelitischen Gartenbauschule lädt die Gedenkstätte Ahlem gemeinsam mit dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibniz Universität Hannover für Freitag, 22. Juni 2018, 9.30 bis 17 Uhr, zu einem Symposium an diesem historisch bedeutsamen Ort ein. Titel und Fokus der Fachtagung mit internationalen Expertinnen und Experten: „Ahlem und die Berufsumschichtung der Juden“.

Im Rahmen des Symposiums werden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Israel, Russland und Deutschland zur Berufsumschichtung im 19. und frühen 20. Jahrhundert referieren. Besondere Beachtung findet die Bedeutung des Gartenbaus im Zuge der jüdischen Berufsumschichtung. Im ersten Teil der Fachtagung geht es um die bisher wenig erforschten Überlegungen und Ansätze zur Berufsumschichtung in Deutschland: Beispiele sind die 1801 durch Israel Jacobson in Seesen gegründete „Industrieschule“ oder die russische Organisation ORT, die Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland zu wirken begann.

„Erstmals wird auch die Gartenbauschule Ahlem in einen größeren historischen Kontext gestellt, um ihre Bedeutung für die Berufsumschichtung der Juden in Deutschland präziser einordnen zu können“, kündigt Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte Ahlem, an. Die Gartenbauschule Ahlem rückt im zweiten Teil des Symposiums in den Fokus: Es geht darum, Lebenswege von Ahlem-Absolventen als Beispiele für eine erfolgreiche Berufsumschichtung darzustellen. Dass die Beiträge sich ausschließlich auf das Ausland beziehen – behandelt werden Beispiele aus Israel und den USA -, wäre nicht im Sinne des Schulgründers Moritz Simon gewesen, der die in Ahlem ausgebildeten Gärtner gern in Deutschland behalten hätte. Doch die politische Entwicklung in Deutschland führte spätestens ab 1933 dazu, dass die Ausbildung in Ahlem für viele Schüler und Lehrlinge eine lebensrettende Funktion erhielt.

Da die Anzahl der Plätze begrenzt ist, bitte das Team der Gedenkstätte Ahlem um Anmeldung bis zum 8. Juni 2018, telefonisch unter (0511)616-23745 oder per Mail an [email protected]. Aktuelle Hinweise finden Sie im Internet unter: www.gedenkstaette-ahlem.de.

Das Programm – mit Vorträgen auf Deutsch und Englisch (mit Übersetzung)

9.30 Uhr: Begrüßung Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte Ahlem Bernhard Beßler, Leiter des Geschäftsbereichs Gartenbau, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

10 Uhr Teil 1: Berufsumschichtung im 19. Jahrhundert – Pläne und Projekte Katrin Keßler, Bet Tfila, Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, Technische Universität Braunschweig: Israel Jacobson und die „Industrieschule“ in Seesen Harald Lordick, Salomon-Ludwig-Sternheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte, Universtät Duisburg: Die „Gesellschaft zur Verbreitung der Handwerke und des Ackerbaus unter den Juden im preußischen Staate“ Alexander Ivanov, European University at St. Petersburg: Die ORT vor dem Ersten Weltkrieg

11.30 Uhr: Hagit Lavsky, Hebrew University Jerusalem / University of Haifa: Jenseits von “Berufsumschichtung” – Die Rolle der Landwirtschaft bei den jüdischen Bestrebungen einer nationalen Renaissance Hans-Dieter Schmid, Leibniz Universität Hannover: Moritz Simon und die Berufsumschichtung der Juden im 19. Jahrhundert

13.30 Uhr Teil 2: Folgen und Erfolge der Berufsumschichtung Joachim Wolschke-Bulmahn, Leibniz Universität Hannover: Absolventen der Gartenbauschule Ahlem in den USA Tal Alon-Moses, Technion Haifa: Ahlem-Absolventen und ihr Beitrag zur zeitgenössischen israelischen Landschaftsarchitektur Marlis Buchholz, Gedenkstätte Ahlem: Erfolgreiche Ahlem-Absolventen in Palästina-Israel – Beispiele Iftach Shachar, Kibbuz Yagur: Shlomo Weinberg-Oren und der Kibbuz Yagur

15.45 Uhr: Nachfahren ehemaliger Ahlemer berichten

16.30 Uhr: Joachim Wolschke-Bulmahn / Hans-Dieter Schmid: Zusammenfassung und Schlusswort

Simultanübersetzung: Nicholas Yantian, Stephen Tree

17 Uhr: Empfang

SCN/ap